OpenMediaVault 6 - Das freie NAS Betriebssystem auf Debian 11 Basis


Die neuste Version des freien NAS-Betriebssystems OpenMediaVault ist nun schon etwas länger veröffentlicht und so langsam reif für den Produktiveinsatz. Wir stellen euch OpenMediaVault 6 in diesem Artikel vor und zeigen euch in welchen Bereichen das Betriebssystem verbessert wurde.
OpenMediaVault 6 ist eine Weboberfläche zur Verwaltung des darunter liegenden Betriebssystems. Es basiert nun auf Debian Linux 11, welches Ende 2021 veröffentlicht wurde. Konkret nutzt OpenMediaVault 6 das Debian NetInst-Paket, also die kleinste und einfachste Form von Debian. OpenMediaVault ergänzt das NetInst-Paket aber um alle für ein NAS wichtigen Funktionen. Eine grafische Oberfläche für das Debian Grundsystem ist im Standard nicht vorhanden und kann seit OpenMediaVault 6 auch nicht mehr nachträglich installiert werden.

Da das System mit OpenMediaVault aber über ein eigenes Webinterface verfügt und ganz einfach über einen Browser verwaltet werden kann, wird der Zugriff auf das darunter liegende Debian Linux eigentlich nicht benötigt, bzw. reicht hier im Notfall die Linux Shell aus.
OpenMediaVault richtet sich an private Anwender, kann aber auch in Firmen eingesetzt werden. Da das Basis-Betriebssystem ist ein ganz normales Debian Linux ist, welches stetig mit neuen Updates aus den Debian Quellen versorgt wird, läuft das System auch sehr stabil. Auch wenn die OpenMediaVault Oberfläche mal hakt lassen sich im Notfall alle Dienste aus der Linux Shell heraus verwalten.
Installiert werden kann OpenMediaVault 6 entweder über ein eigenes Installationsimage (Download), welches ca. 850 MB groß ist und einfach auf einen USB-Stick kopiert werden kann. Eine nachträgliche Installation aus einem bestehenden Debian 11 heraus ist ebenfalls möglich. Der USB-Stick mit dem Image dient nur der Installation auf einen anderen Datenträger (Festplatte, SSD oder USB-Medium) und wird nach der Installation nicht mehr benötigt.
Debian 11 ist in der NetInst-Version sehr sparsam und läuft auch auf älterer Hardware stabil und schnell. Wer nur die Grundfunktionen eines NAS benutzen möchte, kommt hier mit 2-4 GB Arbeitsspeicher und einen Zweikern-Prozessor aus. Die Anforderungen steigen, falls ihr einen Plex-Server oder eine Virtualisierungsumgebung installieren möchtet.
Neue Funktionen in OpenMediaVault 6
Die neuen Funktionen von OpenMediaVault 6 werden erstmal vom Grundsystem (Debian 11) vorgegeben. Dazu gehört z.B. die Unterstützung des exFAT-Dateisystems direkt aus dem Linux Kernel. Neben dem standardmäßig genutzten Init-System systemd werden in Debian 11 auch OpenRC oder System-V unterstützt.
Die wichtigsten neuen Funktionen in OpenMediaVault 6 sind:
- Basisbetriebssystem ist Debian 11 (Bullseye)
- komplett neue Weboberfläche
- ein verbesserter Installationsassistent
- Hardwareüberwachung über den systemd watchdog
- Verbesserte S.M.A.R.T. Funktionen zur Datenträgerüberwachung
- Erweiterte Einstellmöglichkeiten für geplante Aufgaben
Natürlich sind sämtliche Standard-Pakete wie SSH, PHP, Python, Nginx usw. in aktualisierten Versionen enthalten. Alle Änderungen für Debian 11 inkl. der neuen Funktionen werden auf der Debian Release-Seite ausführlich aufgelistet.
Neue und moderne Weboberfläche
OpenMediaVault 6 besitzt eine komplett neu geschriebene Weboberfläche, die moderner und aufgeräumter wirkt. Wer OpenMediaVault bereits kennt, braucht sich aber nicht groß umzugewöhnen. Die Bedienung ist weitgehend so geblieben. Auf größeren Bildschirmen bzw. Auflösungen ist die Oberfläche nun aber deutlich besser lesbar.

Die neue Weboberfläche von OpenMediaVault 6 ist nun komplett responsive, d.h. die Bedienung kann nun auch bequem über ein Tablet oder Smartphone erfolgen. Theoretisch war dies auch schon in der alten Version möglich, gerade auf kleineren Bildschirmen war das aber mangels der automatischen Anpassung der Oberfläche mehr eine Qual.

Alternative Verwaltung über SSH
Eigentlich nur in Notfällen benötigt wird der SSH-Zugang, der standardmäßig aktiviert ist. Über ihn erhält man Zugriff zur Linux Shell mit root-Rechten. Hierfür wird dann ein SSH-Client benötigt, für Windows kann ich die kostenlose Software BitVise SSH-Client empfehlen.

Der Bitvise SSH-Client besitzt auch ein SFTP-Fenster, welches nach einer erfolgreich aufgebauten SSH-Verbindung benutzt werden kann um auf die Dateiverwaltung von Linux zuzugreifen. Die meisten Nutzer werden dies aber ohnehin nicht benötigen.

Es sei angemerkt, dass OpenMediaVault 6 auch über das WeTTY Plugin verfügt, über das ihr direkt aus dem Browser heraus in die Linux Shell kommt.
Funktionsumfang von OpenMediaVault
Neue Benutzer fragen sich sicherlich, was OpenMediaVault als NAS-Betriebssystem überhaupt für einen Funktionsumfang mitbringt. In der Basis werden die folgenden Funktionen unterstützt:
- RAID, Festplatten und Dateisystemverwaltung inkl. S.M.A.R.T. Überwachung
- Verwaltung aller Netzwerkschnittstellen
- Automatisches Benachrichtigungssystem via E-Mail bei Ereignissen
- Anlegen und Verwalten von geplanten Aufgaben (Cron)
- Verwalten von Benutzern und Gruppen
- Verwalten aller Freigaben (z.B. SMB/CIFS und NFS)
- SSH-Server zur Fernwartung des NAS
- Einfacher Zugang zu Systeminformationen und wichtigen Protokollen
- Einbindung von Microsoft OneDrive und der Amazon S3 Cloud
- OwnTone ist ein DAAP (iTunes), MPD und RSP Medienserver
- PhotoPrism ist eine AI-Gestützte Verwaltung deiner Bilder
Der Funktionsumfang von OpenMediaVault lässt sich weiterhin über so genannte Plugins erweitern. Mein Lieblingsplugin sind immer noch die OMV-Extras, die sich über einen Befehl über die Kommandozeile installieren lassen:
wget -O - https://github.com/OpenMediaVault-Plugin-Developers/packages/raw/master/install | bash
Die OMV-Extras sind eine Sammlung von Erweiterungen und Diensten, die den Funktionsumfang von OpenMediaVault nochmal stark erweitern:
- Docker - eine Containerlösung zur Virtualisierung
- Portainer oder Yacht zur Verwaltung von Containern über eine Weboberfläche
- Apttool zur Verwaltung von Softwarepaketen in Debian
- AutoShutDown versetzt das System in den Standby sofern es aktuell nicht benutzt wird
- Backup zur Sicherung des OpenMediaVault Systems (ohne Datenfestplatten)
- BorgBackup Backup-Lösung mit De-Duplizierung, Kompression und Verschlüsselung
- CPUTemp die CPU-Temperatur kann im Dashboard angezeigt werden
- Downloader kann Dateien und sogar YouTube Videos herunterladen
- Fail2Ban kann Benutzer bei automatisch für eine bestimmte Zeit sperren
- Flashmemory (Optimiert die Nutzung des Systemdatenträgers sofern dieser ein USB-Laufwerk oder eine Speicherkarte ist)
- Kernel einfache Auswahl zwischen den installierten Kernels inkl. Proxmox Unterstützung, Clonezilla und GParted
- KVM unterstützung der KVM Hardware-Virtualisierung
- Locate Dateisuche innerhalb des Linux Systems
- LUKS-Encryption ermöglicht das Verschlüsseln von Dateien, Partitionen oder Festplatten
- mergerfs Ordner können in einen Pool zusammengefasst werden
- Mini-DNLA verwandelt das NAS in einen DNLA kompatiblen Medienserver (für Bilder, Videos und Musik)
- RemoteMount kann Netzwerkfreigaben an das NAS anbinden
- rsnapshot Backup erlaubt wiederkehrende, inkrementale Backups
- sFTP Server
- SnapRAID als RAID/Backup Alternative
- Symlinks kann Symlinks direkt aus OpenMediaVault heraus erzeugen
- tgt das Linux target framework kann SCSI Ziele einbinden
- WakeAlarm kann das System zeitgesteuert aufwecken
- WOL kann WOL-Pakete senden und unterstützt rtcwake und wakeonlan
- ZFS unterstützt das ZFS-Dateisystem aus OpenMediaVault heraus
Wie ihr seht, wird nur durch das OpenMediaVault Extras Plugin der Funktionsumfang von OpenMediaVault extrem aufgewertet. Für mich sind die OMV Extras daher eine Pflichtinstallation.
Festplatten und RAID
OpenMediaVault 6 installiert sich selbst nach wie vor auf einer ext4 Partition und noch nicht auf BTRFS. Zwar werden BTRFS Partitionen schon länger in OpenMediaVault unterstützt, die Systempartition verzichtet aber nach wie vor darauf.
Kernthema bei einem NAS ist natürlich die Speicherung und Verwaltung der Daten. Der klassische Software-RAID wird in OpenMediaVault nach wie vor mit der Software mdadm realisiert. Folgende RAID-Modi werden unterstützt:
- RAID 0 (Stripe / Höchstleistung ohne Redundanz)
- RAID 1 (Mirror / Spiegelung)
- RAID 10 (Kombination aus beiden)
- RAID 5 (ab 3 Festplatten)
- RAID 6 (ab 4 Festplatten)
- JBOD / Linear für die Zusammenfassung mehrerer Datenträger ohne Redundanz
Es handelt sich hierbei um einen klassischen Software-RAID der früher aufgrund von geringerer Leistung und höherer Fehleranfälligkeit einen schlechten Ruf hatte, heute aber zum Standard gehört. Heute hat die genutzte Hardware ausreichend Leistung, Hardware-RAID-Controller werden nur noch in größeren Umgebungen eingesetzt und auch dort nicht ausschließlich. Denn ein Software-RAID hat auch viele Vorteile und der Nachteil der höheren Fehleranfälligkeit kann durch ein modernes Dateisystem wie BTRFS oder ZFS ausgeglichen werden.
Bei einer Hardware-Aktualisierung kann ein Linux Software-RAID z.B. einfach auf die neue Hardware umgezogen werden, ist also völlig unabhängig von der genutzten Hardware.
Die RAID-Erstellung ist in OpenMediaVault sehr einfach: RAID-Modi und Festplatten auswählen und fertig.

Anschließend muss dann nur noch ein Dateisystem auf der Festplatte oder dem RAID angelegt werden, ich verwende bei mir BTRFS.

Aktualisierungsverwaltung
Neue Updates für OpenMediaVault, die installierten Plugins oder die Linux Pakete selbst inkl. des Kernels werden über eine einfach aufgebaute Update-Verwaltung eingespielt. Die verfügbaren Updates können manuell jederzeit angestoßen werden.

Wer die Updates automatisieren möchte, kann dies ganz einfach über die geplanten Aufgaben in OpenMediaVault erledigen:

Fazit zu OpenMediaVault 6
OpenMediaVault ist immer noch mein Lieblings-NAS-Betriebssystem. Durch die neue, responsive Weboberfläche ist das System nochmal etwas besser geworden. Auch der Funktionsumfang wächst stetig, was auch an den OMV-Extras liegt.
Gerade für Neulinge ohne fundierte Linux-Kenntnisse ist OpenMediaVault eine gute Wahl, denn man kann mittlerweile wirklich alle wichtigen Aktionen direkt über die Weboberfläche erledigen und hat so keine oder nur sehr wenige Berührungspunkte mit dem Basis-Betriebssystem in Form von Debian Linux.
Auf unserer Seite bieten wir eine Komplettanleitung für die Installation von OpenMediaVault an, außerdem haben wir mit unseren NAS Basic und NAS Advanced zwei Hardware Zusammenstellungen für euch erstellt. Wer es lieber klein mag, dem empfehle ich unser Raspberry Pi 4 NAS, welches auch OpenMediaVault nutzt.


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Kommentare (8)

Stefan (Team)

@ Michael: du hast Recht, ich entferne mal das "Apache" aus dem Artikel

Michael

Du schreibst: "Natürlich sind sämtliche Standard-Pakete wie SSH, PHP, Python, Nginx, Apache usw. in aktualisierten Versionen enthalten."
Apache ist bei Debian 11 dabei. Gehört aber nicht zu OMV. OMV nutzt Nginx. Apache sollte man parallel zu OMV nur installieren, wenn man genau weiß, was man tut. Man kann sich damit schnell aus dem Web Interface aussperren. Was zwar leicht zu beheben ist, aber erstmal Probleme macht.
Apache ist bei Debian 11 dabei. Gehört aber nicht zu OMV. OMV nutzt Nginx. Apache sollte man parallel zu OMV nur installieren, wenn man genau weiß, was man tut. Man kann sich damit schnell aus dem Web Interface aussperren. Was zwar leicht zu beheben ist, aber erstmal Probleme macht.

Markus

Für Virtualisierung gibt es ein KVM Plugin von OMV-extras

Tom

backslash, weiß der Entwickler über das Problem mit den Festplatten Bescheid?
Es macht sonst sicher Sinn ihn im offiziellen GitHub Repository darauf hinzuweisen!
Es macht sonst sicher Sinn ihn im offiziellen GitHub Repository darauf hinzuweisen!

Stefan (Team)

Ja, Elefacts wurde in letzter Zeit etwas vernachlässigt, ich hoffe ich finde jetzt mal wieder mehr Zeit für regelmäßige Artikel. Zur Virtualisierung unter OpenMediaVault plane ich noch einen separaten Artikel :)

DFFVB

Schöner Artikel - endlich mal wieder was neues ;-) Ggf sollte man noch erwähnen, dass es keine ootb Virtualisierung mehr gibt, früher ging das über VirtualBox - jetzt nur noch über Cockpit?

Stefan (Team)

Ok, Danke für die Info. Ich arbeite nicht mit Spindown der Festplatten sondern mit AutoShutDown. Mein NAS wird von meinem PC oder TV per WOL Paket aus dem Standby geweckt und legt sich bei Nutzungsende (PC/TV wird ausgeschaltet) wieder schlafen (Standby).
Das mache ich so seit 4-5 Jahren und ich glaube mehr Energie kann man nicht sparen. Funktioniert natürlich nur wenn man keinen Dienst laufen hat der 24/7 erreichbar sein muss.
Das mache ich so seit 4-5 Jahren und ich glaube mehr Energie kann man nicht sparen. Funktioniert natürlich nur wenn man keinen Dienst laufen hat der 24/7 erreichbar sein muss.

backslash

Unter OMV 6 klappt der spindown der Festplatten bei mir nicht was einwandfrei unter OMV 4 und 5 out of the Box funktioniert. Da das für mein Einsatzszenario essenziell ist, konnte ich noch nicht zu OMV 6 migrieren.
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