Hive OS - Linux Mining Betriebssystem für AMD und NVIDA im Test
geschrieben von Stefan, zuletzt aktualisiert amHive OS ist ein Betriebssystem, welches auf die LTS (Long-Term-Support) Variante von Ubuntu (Debian) Linux aufsetzt. Es ist ausschließlich für das Mining verschiedener Crypto-Währungen konzipiert und wird vorwiegend über eine Cloud-Basierte Weboberfläche konfiguriert. Hive OS ist in Englisch und Russisch verfügbar, ist aber auch für Menschen mit geringen Englisch-Kenntnissen relativ schnell zu verstehen.
Unterstützt wird nicht nur das Mining via Grafikkarten (GPUs), sondern auf Wunsch auch über den Prozessor (CPU). Beliebter ist aktuell wohl das GPU-Mining und hier vor allem das Mining von Ethereum (ETH). Das Schürfen von ETH mit Hive OS haben wir uns mit insgesamt 45 Grafikkarten, darunter mehreren Grafikkarten von Nvidia (Nvidia GeForce RTX 3060 Ti *, Nvidia GeForce RTX 3070 * und Nvidia GeForce RTX 3080 *) und unseren neuen AMD Radeon RX 6700 XT * * angesehen und ziehen auch einen Vergleich mit Windows 10.
Wir hatten erst kürzlich über unser 6-GPU Mining System mit sechs AMD RX 6700 XT berichtet. Dieses basierte allerdings noch auf einem Windows 10 Betriebssystem, da Hive OS erst seit der Version 0.6-202 von Anfang April die neuen Radeon RX 6000 Grafikkarten unterstützt.
Cloud-Account und Installation von Hive OS
Zunächst müssen wir uns auf der Hive OS Webseite einen kostenlosen Account anlegen. Hive OS ist dabei nicht immer kostenfrei, dazu aber später mehr. In diesem Account können später die Systeme angelegt und remote verwaltet werden. Wer die Sicherheit erhöhen möchte, kann sich eine 2-Faktor-Authentifizierung z.B. mit der Google Authenticator App einrichten.
Auf der Downloadseite von Hive OS findet man immer die aktuellste Image-Datei des Betriebssystems. Diese kann dann nach dem Download z.B. mit dem Tool Etcher auf einen geeigneten USB-Stick kopiert werden. Die Entwickler hinter Hive OS empfehlen für den Produktiveinsatz eine SSD als Laufwerk für das Betriebssystem, da das Linux auch bei deaktivieren Protokoll ab und zu Daten auf den Stick schreibt. Wir nutzen daher einen SanDisk Extreme PRO 128GB *, der sich wie ein normaler USB-Stick verhält, im Inneren aber SSD-Technik besitzt und daher langlebiger als ein normaler USB-Stick ist.
Nachdem das Image mit Etcher auf den Stick kopiert wurde, muss nur noch eine "rig.conf" Datei auf diesem angelegt werden. In dieser Konfigurationsdatei wird festgelegt, dass sich das System mit eurem Cloud-Account verbindet und nur von diesem gesteuert werden kann. Der einfachste Weg, diese Datei aus dem Cloud-Account heraus zu erzeugen. Dazu meldet ihr euch auf der Hive OS Webseite an und klickt anschließend oben rechts auf das + Zeichen. Wählt dann "Add Worker" aus.
Nun müsst ihr den Namen des Systems vergeben sowie ein Passwort. Außerdem müsst ihr festlegen ob es sich um ein GPU-System (also ein normales System mit Grafikkarten) handelt oder um eine ASIC. Eine ASIC ist ein System, welches ausschließlich für einen bestimmten Zweck gebaut wurde. Wir nutzen hier aber ein normales System mit mehreren Grafikkarten. Wer möchte kann einem Worker oder einer Grafikkarte auch ein oder mehrere Tags zuweisen und so später einfacher auf die Hardware zugreifen. Das macht natürlich erst Sinn, wenn ihr mehrere Worker und Grafikkarten in Benutzung habt.
Habt ihr euer neues System angelegt, wird euch die "rig.conf" Datei mit allen nötigen Einstellungen zum Download angeboten. Diese Datei müsst ihr nun nur noch in das Hauptverzeichnis auf dem USB-Stick kopieren. Damit ist die Einrichtung auch schon abgeschlossen und ihr könnt euer System starten.
Kosten und Lizenzmodell
Das recht komplizierte Lizenzmodell ist eigentlich unser einziger wirklicher Kritikpunkt an Hive OS. Versteht mich nicht falsch: ich zahle den Entwicklern gerne einen kleinen Obolus für ihre wirklich tolle Arbeit. Positiv ist auch, dass das erste System komplett kostenfrei betrieben werden kann.
Ab dem zweiten System wird es aber kompliziert. Denn eigentlich sind sogar die ersten vier Systeme kostenfrei, solange ihr im Hive Pool schürft. Mit rund 24 TH/s ist der Pool ähnlich groß wie der nanopool, der es aktuell auf 28 TH/s bringt. Die Vergütungsstrategie der Pools ist aber anders und für uns passt daher der nanopool besser. Schließt man sich einen anderen Pool an, wird ab dem zweiten System eine Gebühr von 3 USD pro Monat fällig.
Nun kann man aber nicht einfach in Euro bezahlen, sondern muss entweder per ETH bezahlen (dafür generiert Hive OS eine Empfängeradresse). Alternativ kann man auch per Bitcoin oder Litecoin bezahlen. Es fallen ab 10 USD keine Transaktionsgebühren an, dafür gibt es einen aktuell 3 Prozent Bonus, sofern man in den Währungen TUSD, USDC, USDT oder DAI bezahlt.
Dazu kommt, dass man die Lizenzgebühr von 3 USD auch in eine "Entwicklergebühr" von 3 Prozent der Mining-Leistung eintauschen kann. Das gilt allerdings nur dann, wenn man auch im Hive Pool schürft. Negativ ist zudem, dass es sich hier um ein Prepay-Modell handelt. Bereits einbezahltes Guthaben wird nicht zurückgezahlt, sondern kann umständlich über Chats oder Foren mit anderen Minern (die ebenfalls Hive OS nutzen) getauscht werden. Wir finden das Lizenzmodell hätte man einfacher gestalten können.
Wallet einrichten
Damit die von euch geschürften Blöcke vergütet werden, müsst ihr angeben wohin euer System bzw. später der Mining-Pool euch eure Belohnungen ausschütten sollen. Ich habe mir z.B. bei Kraken eine ETH-Wallet eingerichtet und möchte meine Belohnungen in Ethereum (ETH) an diese Wallet geschickt bekommen. Es gibt natürlich noch viele andere Handelsplattformen.
Ein Flight Sheet anlegen
Nun fehlt uns nur noch ein so genanntes "Flight Sheet", zu Deutsch also ein "Flugplan", in dem wir festlegen was wo geschürft werden soll und an welches Wallet (das hatten wir ja bereits erstellt) die Belohnungen verschickt werden. Pro System (Worker) lassen sich unterschiedliche "Flight Sheets" anlegen.
Das Flight Sheet ist eigentlich der wichtigste Teil unserer Konfiguration, da hier nicht nur die Kryptowährung sowie die Miner-Software ausgewählt wird, sondern auch der Pool in dem wir schürfen wollen. Da einzelne Systeme heute viel zu langsam sind um eigenständig profitabel zu schürfen, schließt man sich zu einem Pool zusammen in dem dann alle Systeme gemeinsam schürfen. Das kostet häufig zwar eine kleine Pool-Gebühr von meistens 1 Prozent, ist es aber definitiv wert.
Wir wählen also Ethereum (ETH) als Kryptowährung aus sowie unser zuvor erstelltes Wallet. Für den Anfang haben wir mit der Software "nanominer" in dem gleichnamigen "nanopool" geschürft. Später sind wir bei der Software dann auf "t-rex" gewechselt, da wir hier bis zu 1 Prozent mehr akzeptierte Shares generieren konnten. Auch die Hashrate war mit "t-rex" um ca. 1 Prozent höher als mit dem nanominer. Sowohl für die Software als auch für den Pool müssen wir 1 Prozent der geschürften Belohnung als so genannte Entwicklergebühr "abgeben".
Das Flight Sheet wird dann für unser System aktiviert. Dazu könnt ihr einfach das System unter "Workers" anhaken. Ist mindestens ein System ausgewählt, erscheint eine weitere Menüleiste, in der wir das Flight Sheet aktivieren können. Die Auswahl versteckt sich passend hinter dem "Raketen"-Symbol.
Ist alles korrekt eingestellt, fängt das System nun auch direkt mit dem Schürfen an. Die aktive Anzahl an Systemen, Grafikkarten sowie deren Verbrauch wird euch im Hive OS Dashboard übersichtlich angezeigt.
Der Vorteil an den Flight Sheets ist, dass ihr sehr schnell und einfach zwischen mehreren Konfigurationen wechseln könnt. Der Wechsel der Mining-Software von nanominer zu t-rex dauert so nur wenige Sekunden. Das ist auch interessant, wenn man mehrere Kryptowährungen abwechselnd schürfen möchte.
Übrigens: über die Flight Sheets lässt sich auch das Dual-Mining, also das gleichzeitige Schürfen von zwei Währungen, realisieren. Hive OS unterstützt auch Misch-Systeme, d.h. in dem System können AMD und NVIDIA Karten beliebig gemischt werden. Über ein Flight Sheet kann dann die Miner-Software jeweils für ein Grafikkartenmodell festgelegt werden.
Das System optimieren / Übertakten
Um den Energieverbrauch zu senken bzw. die Mining-Leistung zu erhöhen, verwenden die meisten Miner heute so genannte Übertaktungsprofile. Dabei wird z.B. der Kerntakt einer Grafikkarte abgesenkt, da es hier vor allem auf den Speicher ankommt. Das kann allerdings von Grafikkarte und Kryptowährung etwas variieren, so dass ihr euch im Detail informieren solltet welches die besten Einstellungen für eure Hardware sind.
Hive OS bietet euch dazu ein tolles Werkzeug: die so genannten "Overclocking Presets". Hier könnt ihr sehen welche Einstellungen andere Miner für die von euch verwendete Hardware nutzen.
Anschließend könnt ihr euch dann selbst ein "Overclocking Template" erstellen, was entweder direkt aus einem Preset kopiert oder manuell angelegt wird. Grundsätzlich unterscheiden sich die Einstellmöglichkeiten zwischen Nvidia und AMD Grafikkarten. Am Einfachsten ist das Overclocking bei Nvidia, da es sich hier auf den Takt, den Speichertakt, die Lüfterdrehzahl und dem Power-Limit reduziert. Ein "Overclocking Template" könnt ihr dann pro Grafikkarte oder gleich für alle Grafikkarten in einem System übernehmen und aktivieren.
Wie viel das Übertakten bzw. Optimieren bringt, könnt ihr an den beiden folgenden Bilder sehen (achtet vor allem auf die Hashrate am Anfang und dem Stromverbrauch am Ende der Tabellenzeilen):
Zustand ohne Optimierung / Übertaktung
optimierter Zustand
Experten gehen dann meistens noch einen Schritt weiter und flashen ein speziell angepasstes VBios auf die Grafikkarten. Auch das ist via der Hive OS Oberfläche möglich. Darauf gehe ich hier aber nicht weiter ein, da es meiner Meinung nach nur bei wenigen Karten Sinn macht und auch das Risiko eines Hardware-Ausfalls erhöht.
Gerade bei Nvidia Karten unter Linux ist das Übertakten sehr einfach und stabil. Das bringt allerdings das Problem mit sich, dass das System zwar stabil weiterläuft (und auch schürft) aber sich z.B. durch einen zu hohen Speichertakt eine oder mehrere der Grafikkarten verrechnen können. Die von der Grafikkarte errechneten "Shares" sind dann fehlerhaft und werden nicht akzeptiert.
Hive OS bemerkt dies und zeigt euch dann bei der Effizienz des Systems einen Wert kleiner 100 Prozent an. Ihr müsst dann die Übertaktung der Grafikkarten etwas zurückschrauben, bis ihr wieder bei einer Effizienz von 100 Prozent angelangt seit. Nicht akzeptierte "Shares" bringen euch keinen Gewinn und sollten daher auf jeden Fall vermieden werden. Daher darf man nicht einfach blind auf die erzielte Hashrate blicken, denn der Gewinn wird ausschließlich durch die eingereichten und gültigen Shares erzeugt !
Terminal
Grundsätzlich lässt sich das System über die Weboberfläche (Cloud) bedienen. Aber auch eine Bedienung über eine Benutzeroberfläche direkt am System ist möglich wenn ein Monitor angeschlossen wird. Ansonsten kann auch per remote eine SSH-Verbindung aufgebaut werden. Über die Weboberfläche können Konsolenbefehle auch direkt an das System gesendet werden.
So lassen sich z.B. die Grafikkartentreiber unabhängig der Hive OS Version mit folgendem Befehl aktualisieren (Nvidia):
nvidia-driver-update
Statistiken
Wer seine Systeme umfassend konfiguriert hat (es lässt sich sogar der Wirkungsgrad des Netzteils einstellen), der wird am Ende sehr akkurate Verbrauchsmessungen erhalten. Als Währung wird dabei auf Wunsch auch EUR unterstützt, so dass ihr nachher auch nicht mehr groß rechnen müsst.
Fazit
Die Bedienung von Hive OS ist sehr intuitiv gestaltet und erfordert nur eine geringe Einarbeitungszeit. Auch die Installation und Erstkonfiguration ist sehr schnell erledigt. Im Gegensatz zu Windows 10 kann man sich hier viele zeitintensive Arbeiten wie Aktivierung, Treiberinstallation und Updates sparen.
Das Lizenzmodell ist etwas kompliziert, dafür stimmt der Preis mit ca. 3 USD pro Monat pro System aber. Abgerechnet wird zudem auf täglicher Basis, was das ganze fair erscheinen lässt. Nutzt man ein System nur kurz, zahlt man dafür dann nur wenige Cent.
Besonders das Optimieren bzw. Übertakten der Grafikkarten ist sehr einfach und wird durch die vorhandenen Vorlagen ideal unterstützt. Ansonsten hilft einem das Hive OS Forum weiter, wo insbesondere neue Hardware diskutiert wird. Wir sind jedenfalls begeistert von Hive OS und haben bis auf ein System unsere Mining-Hardware bereits zu Hive OS umgezogen.
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